HIER SIND AUSZÜGE VON PRESSESTIMMEN ÜBER DAS LULU WEISS ENSEMBLE






DIE RHEINPFALZ - KULTUR REGIONAL


4.August 2019


LULU WEISS ENSEMBLE“ SERVIERT GYPSY-JAZZ IM NEUFFERPARK


Das Ensemble ist seit vielen Jahren Gast auf Pirmasenser Bühne – Über 300 Besucher wollten die musikalischen Nachlassverwalter von Django Reinhardt diesmal hören. Das „Lulu Weiss Ensemble“ aus Landau spielte am Donnerstagabend wieder einmal beim Pirmasenser Musiksommer im Biergarten des Neufferparks. Mehr als 300 Musik-Freunde waren bei optimalem Wetter gekommen, um den musikalischen Nachlassverwaltern Django Reinhardts zu lauschen. Nello Weiss am Kontrabass und dessen Cousin, Bandchef und Solo-Gitarristen Lulu Weiss, unterstrich von Beginn an, dass jeder einzelne Musiker ein Virtuose an seinem Instrument ist. Zudem harmonierten die vier, seit Jahren eingespielten Musiker blind miteinander. Imabwechslungsreich gestalteten Konzert, in dessen Verlauf immer wieder Szenenapplaus desbegeisterten Publikums aufbrandete, offenbarte die Gruppe stets ihre Bewunderung für Django Reinhardt, den Übervater des Manouche-Jazz. Lolo Reinhardt und Lulu Weiss an den Gitarren ergänzten sich vorbildlich, und dem Bandchef auf seine immens flinken Finger zu blicken, ließ so manchen Musikfreund staunen. Lässig, locker und ohne erkennbare Mühe förderte er Melodien und vor allem Soli zutage, von denen viele andere Gitarristen nur träumen können.


Von Peter Schneider



DIE RHEINPFALZ - KULTUR REGIONAL


16.Mai 2019


KAISERSLAUTERN: LULU WEISS ENSEMBLE BEWEIST

IN KAMMGARN KÖNNEN UND SPIELFREUDE


Beim Gastspiel des Lulu Weiss Ensembles in der Kammgarn fühlten sich die Besucher in die Zeit des berühmten Jazz-Gitarristen Django Reinhardt im Pariser „Hot Club de France“ der 1930er Jahre versetzt. Das Saitengefühl seines ganzen Volkes, ob die Angehörigen nun – wie in Ungarn – Violine oder – wie die spanischen Gitanos des Monte Sacro – Flamenco-Gitarre spielen, schwang am Dienstagabend im famosen Konzert des Lulu Weiss Ensembles mit. Weiss wuchs, wie viele deutsche Sinti, im Wohnwagen auf und hatte eine unkonventionelle künstlerische Ausbildung. „Mein Onkel Oskar Weiss hat mir und meinem Bruder Caruso in einer Musikschule am kleinen Platz in Landau Gitarre spielen beigebracht“, erzählt er im RHEINPFALZ-Gespräch. „Er hat uns zu Auftritten mitgenommen – damals, als noch für ein Essen und den Hut gespielt wurde.“ Musiziert wurde in Anlehnung an den Begründer des Sinti-Jazz (Jazz Manouche), Django Reinhardt, der mit seinem kongenialen Partner Stéphane Grappelli diesen Stil während der 1930er und 40er in Paris geprägt hat.Zum Repertoire des Ensembles gehören dementsprechend sämtliche Stilmerkmale, die Reinhardt zu diesem europäischen Jazzstil verbunden hat: Stücke des afroamerikanischen Jazz, Valse-Musette-Klassiker, traditionelle Musik aus dem osteuropäischen Raum, Variationen klassischer Musik und sogar jazzige Interpretationen alter deutscher Schlager. Darüber hinaus spielte die Gruppe Eigenkompositionen wie das mitreißende „Kompressor 180“, die überwiegend aus der Feder von Lulu stammen.


VOLLBLUTMUSIKER LASSEN ES IM KELLERGEWÖLBE BRODELN


Im Cotton Club erwiesen sich die Protagonisten als Vollblutmusiker. Wenn Lulu Weiss und Lolo Reinhardt in die Saiten griffen, dann brodelte es im Kellergewölbe. Zumal sich die beiden gegenseitig den Handschuh vorwarfen und sich an Kunststückchen übertreffen wollten. Schon im Opener „Some of this Days“ gingen sie ab wie Blücher. Und dazu benötigten sie nicht einmal ein Schlagzeug. Sie swingten, als gäbe es kein Morgen, und das Ergebnis war ein treibender, bewegter Sound, der die Beine der Besucher nicht still stehen ließ. Das war lebendige Musik mit einem ganz eigenen Charme. Aber auch hier wurde deutlich, dass authentischer Jazz, in welcher rassischen Umgebung und in welchem Stil auch immer, ein Schrei nach Freiheit und Toleranz ist. Lulu Weiss und Lolo Reinhardt brachten in ihrer überragenden Spiel- und Improvisationsfreude Melodien heraus, die voller origineller, überraschender Wendungen waren und doch dank logischen Aufbaus ein Ganzes ergaben. Dabei wechselten sie sich stets in der Melodieführung ab, während der Partner die Rhythmusgitarre spielte. Immer wieder überraschten sie mit chromatischen Rolls, spielten in Glissando-Art mit einem Finger, begeisterten mit virtuoser Vibratotechnik, kaskadenhaften Arpeggios, Synkopierungen oder blitzartigen Up-Stroke-Akzentuierungen. In Balladen jedoch wie „Manoi De Mes Reves“ von Django Reinhardt oder „Seul Ce Soir“ strömten sie so viel Wärme aus wie wenig anderes in deser kalt glitzernden Welt der Musik.


SAXOPHONIST MACHT DIE MUSIK NOCH LEBENDIGER


Weiss bricht aber aus der Tradition des Gypsy-Swing aus, indem er nicht etwa einen Geiger ins Ensemble aufnahm, sondern einen Saxophonisten. Dadurch wird diese Art Musik noch abwechslungsreicher und lebendiger. Der Chilene Sergio Parra spielte das hitzigste Sopransaxophon: höchst spektakulär brachte er mit leichtfüßigen Linien völlig neue Klangfarben in das Geschehen. Ein Musiker von mitreißender Expressivität, dessen Phrasierung schneidend scharf im Ton und mit durchdringendem Vibrato eine moderne Spielauffassung ins Geschehen brachte. Als Hauptschlagader für diese faszinierende Klangkonstruktion legte Nello Weiss einen unentwegt pulsenden Bass aus. Begeisterter Beifall. Eine Zugabe.


Von Walter Falk




MANNHEIMER MORGEN

16.09.2017


Sinti-Jazz mit dem Lulu-Weiss-Ensemble führte das Publikum in eine ganz andere musikalische Welt. Und auch wenn der Ausdruck längst verpönt ist und politisch nicht als korrekt betrachtet wird: Sogar die Band-Mitglieder selbst nennen die Musik noch ab und an "Zigeuner-Jazz" - und diesen boten sie absolut großartig dar. Von Gershwin-Interpretationen bis hin zu klassischen Stücken von Django Reinhardt reichten ihre Darbietungen und Interpretationen: Stets gleichermaßen melodiös, vollkommen entspannt und dabei trotzdem - oder gerade deswegen - total mitreißend. "Crazy Rhythm" hieß eines der eingängigsten Stücke des Ensembles: Auch und gerade vom Titel her symptomatisch dafür, was dieses Quartett zu bieten hatte.





RHEIN-NECKAR-ZEITUNG


19.09.2017



"MUSIK IN HISTORISCHEN MAUERN" IN HIRSCHBERG-GROSSSACHSEN

EIN AUSSERGEWÖHNLICHER ABEND


Mit dem Lulu-Weiss-Ensemble, die bereits mehrfach in Hirschberg aufgetreten sind, landete die Verwaltung einen weiteren Volltreffer. Ob Sinti-Jazz, Zigan-Swing oder Balkan-Weisen – der Zigeunerjazz vereint seit eh und je alle erdenklichen Musikrichtungen und Stile in sich und wirkt stets unverbraucht und vital. Warme Gitarren, fühlende Rhythmen – eine Musik ohne doppelten Boden, die das Herzen des Zuhörers berührt. Der musikalische Reigen reicht dabei vom traditionell und ungarisch angehauchten Csàrdàs über Kompositionen der Zigan-Swinger Django Reinhardt und Häns’che Weiss über sentimentale Eigenkompositionen bis hin zu Cole Porters „What is the thing called love“. Lulu Weiss’ Quartett swingen melancholisch vor sich hin. Die vier Musiker, die schon beim Mannheimer „Jazz im Quadrat“ einen heißen und mitreißenden Auftritt hatten, stehen für einen Swing, der aus dem Herzen kommt. Ob Balkan- oder Bossa-Nova-Nummern, ob Musette-Walzer oder Csàrdàs-Tänze, die Herren mit den Gitarren, mit Violine und Bass verstehen es, ihren Swing und ihre Lebensfreude auf das Publikum zu übertragen.




PIRMASENSER ZEITUNG


25.Juli 2017


DAS HAT GEPASST! LULU WEISS ENSEMBLE MIT KARIN KLEIN VERSTÄRKT


Das war eine gelungene Premiere, die sich da im Brauhaus in Pirmasens ereignete. Das Lulu Weiss Ensemble gastierte im Rahmen des Pirmasenser Musiksommers auf der kleinen Bühne des Gastronomiebetriebes und hatte als Verstärkung die Chanson-Sängerin Karin Klein mitgebracht. Als ersten Auftritt in dieser Zusammensetzung kündigte Kontrabassist Otmar Klein den Abend an, der wegen der starken Regenfälle am Vormittag und dem aufgeweichten Boden im Neufferpark trotz Sonnenschein ins Brauhaus verlegt werden musste. Er und seine Mitstreiter des Ensembles, Sergio Enrique Perra (Sopransaxophon), Lulu Weiss (Gitarre) und dessen Cousin Nello Weiss (ebenfalls Gitarre) waren als Ensemble schon häufiger zu Gast bei der beliebten Musikreihe. Für Karin Klein ist die Reihe auch nichts Neues, war sie doch schon mit der Formation „CinqCouleur“ zu Gast und bereitete den Musikfans einen traumhaften Chansonabend. Nun also zwei Musikgenres die, obwohl sie unterschiedlicheWurzeln haben, dennoch irgendwie zusammengehören, da sie in der Art der Interpretation wunderbar miteinander harmonieren. Und so passte der Abend musikalisch einfach, sehr zur Freude der Gäste im vollbesetzten Brauhaus. Django Reinhardt, der Urvater des Manouche-Jazz hätte seine wahre Freude daran gehabt, wenn er erlebt hätte, wie seine Stücke durch dieses Ensemble wieder aufleben. Lulu und Nello Weiss beherrschen keine Noten und spielten dennoch mit einer unnachahmlichen Fingerfertigkeit. Sergio Enrique Perra ergänzt den musikalischen Part dieses Ensembles mit seinem Spiel auf dem Sopransaxophon auf wunderbare und auch eigene Weise. Der gebürtige Chilene verpasst den Stücken seine eigene Handschrift, ja lässt selbst südamerikanische Rhythmen in die Kompositionen einfließen. Otmar Klein hat schon mehrfach und auch bei anderen Formationen unterBeweis gestellt, dass er am Kontrabass ein wahrer Virtuose ist und das schwere Instrument mit Leichtigkeit beherrscht. Neben Reinhardt oder auch Gershwin präsentiert das Lulu Weiss Ensemble auch eigene Stücke, welche denen der großen Vorbilder in nichts nachstehen. Und Karin Klein – ihre Stimme, ihre Qualität als Sängerin passte so wunderbar in diesen Abend. Tief, mal rauchig und mit Gänsehautfaktor und einer wunderbaren Auswahl erstklassiger Chansons ergänzte sie das Ensemble, das meist nur Instrumentalversionen spielt und nur in wenigen Fällen auch selbst einmal Gesang einfließen lässt.




DIE RHEINPFALZ - KULTUR REGIONAL


22.JULI 2017


DAS BESTE AUS JAZZ-MANOUCHE UND CHANSON

DAS LULU WEISS ENSEMBLE UND DIE CHANSON-SÄNGERIN KARIN KLEIN BEIM MUSIKSOMMER ERSTMALS GEMEINSAM AUF DER BÜHNE


Da ist mal was zusammengewachsen, was wirklich zusammengehört: Das Lulu Weiss Ensemble und die Chanson-Sängerin Karin Klein haben am Donnerstag in Kuchems Brauhaus das Debüt ihrer musikalischen Kollaboration gegeben. Mit Gewinn für das Publikum, das kompetent gespielten Jazz-Manouche und einfühlsam interpretierte französische Chansons genießen durfte. Karin Klein hatte sich dem Pirmasenser Publikum mit der Chanson-Truppe „Cinq Couleur“ bekannt gemacht, die ebenfalls mehrfach beim Musiksommer reüssierte und rasch viele Freunde unter den Konzertgängern der Region gewann. Gleiches gilt für das Lulu Weiss Ensemble, das mit dem Sopransaxophonisten Sergio Enrique Parra, Nello und Lulu Weiss an den Gitarren und dem Kontrabassisten Otmar Klein eine höchst eigenständige und zeitgemäße Fortführung des Jazz-Manouche präsentierte, wie er vom Urvater des Genres, Django Reinhardt, unverwechselbar etabliert worden ist. Nachdem sich „Cinq Couleur“ als Ensemble auflöste, war es nur folgerichtig, dass Karin Klein mit den Sinti-Jazzern zusammenarbeiten würde - schließlich ist sie mit Otmar Klein verheiratet, der bei Lulu Weiss wie auch bei „Cinq Couleur“ den Kontrabass spielt(e). Die Zusammenarbeit macht aber auch musikalisch Sinn. Das klassische französische Chanson von Brassens bis Piaf hatte stets eine große Nähe zum Jazz-Manouche, bediente sich dessen Rhythmen, Harmonien und Tonleitern. Viele der Jazzmusiker verdingten sich gerne bei Chanson-Sängern und hatten selbst kaum Berührungsängste, ihre Musik mit populären Stimmen, etwa denen der „Valse Musette“, zu bereichern, zumal deren triolische Melodiengestaltung dem Zeitverständnis von Jazzern entgegenkommt. Zur Freude des Publikums verbanden sich am Donnerstag all diese musikalischen Tugenden und Qualitäten auf das Allerunterhaltsamste. Das Lulu Weiss Ensemble steht natürlich mit allem Respekt knietief in der Tradition Django Reinhardts, die Musiker sind aber selbstbewusst genug, ihre ganz eigene Stimme zu entwickeln. Nello und Lulu, die sich für Begleit und Solofunktionen gerne ablösen, sind als Solisten - ja sogar als Begleiter - absolut eigenständige Persönlichkeiten, deren Personalstil man nach kurzer Zeit klar unterscheiden kann. Die Entscheidung, nicht wie in der klassischen Besetzung einen Geiger hinzuzunehmen, sondern einen Sopransaxofonisten, spricht ebenfalls Bände, dass sich das Lulu Weiss Ensemble seiner eigenständigen Auffassung des Jazz-Manouche verpflichtet fühlt. Wenn dann nochmit demaus Chile stammenden Sergio Enrique Parra ein außergewöhnlich einfallsreicher Solist zur Verfügung steht, hat man eine farbenfrohe Musik, die so nur vom Lulu Weiss Ensemble geboten wird. Otmar Klein ist als Kontrabassist und Gitarrist, der sein Instrument auf die vier tiefen Saiten umgebaut hat, das Scharnier zwischen dem Jazz-Manouche und den Chansons seiner Frau Karin, die als Interpretin eine wirkliche Ausnahmeerscheinung ist. Nicht nur, weil ihre angenehm tief und rundtimbrierte Stimme bezaubert, Karin Klein hat deutlich mehr Geschmack als viele ihrer Wettbewerberinnen, die sich nicht scheuen, Edith Piaf platt nachzuäffen. Derlei Peinlichkeiten erspart Karin Klein sich und ihrem Publikum. So gesellt sich Qualität zu Qualität.




WEINHEIMER NACHRICHTEN


26.FEBRUAR 2016


MUDDY´S CLUB: DAS LULU WEISS ENSEMBLE VERZAUBERT MIT DEM FACETTENREICHEN SINTI-JAZZ


SCHILLERND UND BESINNLICH


WEINHEIM. Nein, der Begriff „Zigeuner“ habe für ihn keinen üblen Beigeschmack,meinte der Gitarrist Lulu Weiss bei seinem Konzert in Muddy´s Club. „Ganz im Gegenteil, ich bin stolz darauf“. Er und sein Cousin „Nello Weiss“, Gitarrist und Sänger, stammen aus einer Sinti-Familie mit langer musikalischer Tradition. „Wir sind noch im Wohnwagen aufgewachsen und haben Zeiten erlebt, in denen wir für Essen Musik gemacht haben und mit dem Hut herum gingen“. Das muss Lulu Weiss, nach sechs erfolgreichen Alben und zahlreichen internationalen Tourneen, Gott sei Dank nicht mehr, denn sein Ensemble ist längst zu einem Begriff für den traditionellen Zigeuner- Swing geworden, so wie ihn der 1910 in Belgien geborene Django Reinhardt einst in seinem legendären „Quintette du Hot Club“ in Paris spielte. Daher hat Lulu Weiss verträumte Titel wie „Manoir de Mes Reves“ diesem berühmten Vorfahren gewidmet, ebenso „Danse Norvegienne“, in dem Django Reinhardt klassische Stil-Elemente von Edvard Grieg verarbeitet hat. An diesem Abend in Muddy´s Club waren Liebhaber eines Musikgenres zusammen gekommen, das von Gypsy und Swing über Musette und Chanson bis hin zu Schlager und Klassik unterschiedlicher nicht sein könnte. Lulu und sein Cousin Nello beherrschen keine Noten und sind trotzdem begnadete Gitarristen mit einer unglaublichen Fingerfertigkeit. Und dass Lulu auch ohne Noten komponiert, so wie das Stück „La Fortune de Vondome“, ist ein weiteres Phänomen. Die übrigen beiden Ensemble-Mitglieder gehen hingegen durchaus mit Noten an die Musik heran. Otmar Klein, studierter Musiker und promovierter Philosoph ist mit dem Kontrabass schon seit vielen Jahren für die rhythmische Basis der Band zuständig, darüber hinaus ergänzt er die einzelnen Stücke mit amüsanten Anekdoten und gibt interessante Erläuterungen zu dem vielfältigen Musikstilen, die den Zigeuner-Jazz ausmachen. Obendrein verstand er es bei seinen packenden Soli mit leisen Tönen maximale Intensität zu erreichen. Die Band wollte zur Abwechslung einmal weg von der traditionellen Zusammensetzung einer Gypsy- Band, erzählte Klein. So wurde die traditionelle Geige durch ein Sopransaxophon ersetzt, gespielt von Sergio Parra, einem studierten Musiker und Musikdozenten. Dass der gebürtige Chilene heiße Latin Rhythmen mit einbrachte, war unvermeidlich. So verlieh Parra dem Bossa-„Noche d´amoure“ von Lulu Weiss nicht nur südamerikanisches Temperament, sondern auch einen aufregenden Free-Jazz-Charakter. Im Übrigen begeisterte er mit seinen raffiniert verwobenen Harmonien und seinen fein gesponnenen Klangtexturen. Und wenn er dann zur Querflöte überwechselte, so bestach er auch hier mit flexibler Tongebung und brillanter Technik. Ein Song aus dem „Great American Songbook“ ist „I can´t give you anything but love“. Großartig wie das Lulu Weiss-Ensemble mit subtilen Bögen und Schwingungen ein schillerndes Klangbild zauberte, zu dem Nello Weiss seinen wohltönenden Bariton einsetzte. Den Titel „O letsche Gurgo“, was so viel heißt wie „letzter Sonntag“ sang Nello Weiss, im Gedenken an den verstorbenen Schnuckenack Reinhardt, in der Zigeunersprache. Das Lied handelt von Liebe und Abschied, auch besinnliche Töne gehören zu dieser Musik mit all ihren unterschiedlichen Facetten.




WORMSER ZEITUNG


20.FEBRUAR 2016


PROJEKTTAGE AN DER WONNEGAUSCHULE ZUM THEMA RASSISMUS


OSTHOFEN - So viel Interesse und Aufmerksamkeit! So viel Lob von allen Seiten! Da strahlten Schüler und Lehrer der Wonnegauschule und alle, die an dem Projekt „Blaudes Geschichten. Tanzen und Filmen gegen Rassismus und Vergessen!“ der Lernwerkstatt Medien + Bildung in Kooperation mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma und der Gedenkstätte KZ Osthofen beteiligt waren und die wirklich ansehnlichen Ergebnisse am Donnerstagabend in der vollen Aula der Schule vorstellen konnten.


Mit dem Lulu-Weiss-Quartett

Bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste zu Beginn der Veranstaltung, die vom Lulu-Weiss-Quartett mit zündender Musik umrahmt wurde, erzählte Rektorin Waltraud Fahl, dass dieses für die Entwicklung der Schüler so wichtige Projekt letztlich nur dank der großzügigen Unterstützung einzelner Sponsoren habe finanziert und realisiert werden können. Die Mühe habe sich gelohnt. „Nur was man selbst erlebt hat, kann nachhaltig wirken“, sagte sie. „Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass keiner dieser Jugendlichen jemals andere ausgrenzen wird.“ Darüber hinaus freue sie sich, dass sich mit dieser Präsentation zeige, was die Kinder der Förderschule in der Lage seien, zu leisten.

Einen ersten Eindruck, wie dieses Projekt abgelaufen war, gaben die Tagebücher der 13 Schüler der neunten Klasse, die im Foyer der Schule zur Ansicht auslagen, wie auch ihre Bildgeschichten zum Thema Reichspogromnacht. Im Laufe des gut anderthalbstündigen Programms, das von Hans-Uwe Daumann von Medien + Bildung moderiert wurde, waren dann auch kleine Videos zu sehen und schließlich auch das längere, von Pauline Nguyen von Medien + Bildung, geradezu professionell zusammengestellte Filmtagebuch, das die anspruchsvolle Vielfalt dieser Projekttage dokumentierte.

In diesem Film wurde gezeigt, wie sich die Schüler nach entsprechender Vorbereitung in der Schule gemeinsam mit Kerstin Hetzel über QR-Codes das Gelände der Gedenkstätte KZ Osthofen erschlossen. Die Geschichte der Familie Rajner aus Mainz, deren Vater 1933 hier inhaftiert war, war dann der Einstieg in die Thematik Rassismus. Am nächsten Tag hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, durch Vermittlung von Helene Gomse vom Verband Deutscher Sinti und Roma, die Familie Braun kennenzulernen, die selbst Opfer des nationalsozialistischen Rassismus geworden war. In einem weiteren Schritt wurde dann die Brücke zum Alltag geschlagen. In tänzerischen Szenen konnten die 12- bis 15-Jährigen unter Anleitung von Tanzpädagogin und Choreografin Nadja Fernandez Gamio bestimmte Gefühle wie Angst, Wut und Hass sowie auch Begriffe wie Ausgrenzung und Mobbing darstellen, auch durften sie entsprechende Szenen arrangieren und mit ihren Tablets fotografieren. Schließlich drehten sie drei Videos mit bemerkenswertem Inhalt. Dabei brachten sie sehr deutlich zum Ausdruck, dass Ausgrenzung und Hass keine Option sind.

Für eine andere Haltung

Viel Lob hatte Landrat Ernst Walter Görisch, der unter anderen neben VG-Bürgermeister Walter Wagner und Stadtbürgermeister Thomas Goller an der Veranstaltung teilnahm, für alle Mitwirkenden parat. Das Thema Rassismus sei aktueller denn je, sagte er. Die Schulen seien der richtige Ort, um andere Haltungen zu entwickeln.

Mit feierlichen Worten und kleinen Geschenken bedankten sich die Schüler bei allen, die das Projekt gefördert hatten, insbesondere bei Projektleiterin Katja Batzler von Medien + Bildung, und Klassenlehrerin Maike Beccard, „die immer an uns geglaubt hat“. Im Gegenzug sprach Helene Gomse die Hoffnung aus, dass durch den „Tanz der Seelen“ allen ein Stück Zivilcourage eingepflanzt worden sei.

Von Ulrike Schäfer





PIRMASENSER ZEITUNG


4.AUGUST 2015


MIT TEMPERAMENT UND GEFÜHL

LULU WEISS ENSEMBLE ZU GAST BEIM MUSIKSOMMER IM NEUFFERPARK



Sinti-Jazz mit dem Lulu Weiss Ensemble stand beim Musiksommer-Konzert im Neufferpark auf dem Programm. Zugegeben, es hätte ein paar Grad wärmer sein können bei der Fortsetzung des Pirmasenser Musiksommers 2015 im Neufferpark. Dennoch ließen es sich viele Musikfans nicht nehmen, den erneuten Konzertabend unter Kastanien zu besuchen. Das Lulu Weiss Ensemble, keine unbekannte Formation in dieser beliebten Pirmasenser Musikreihe, war zu Gast und bot ein breites Spektrum an Manouche-Jazz, auch Sinti-Jazz und Gipsy-Jazz genannt, jener traditionellen Variante des Swing, die so facettenreich daher kommt. Mindestens genauso facettenreich präsentierte sich auch das Ensemble mit dem Gitarristen und Namensgeber Lulu Weiss, seinem Cousin Nello Weiss, dem Tenorsaxophonisten Sergio Parra und dem Kontrabassisten Otmar Klein. Der beschwingte Auftakt des Konzertes stellte gleich die Spielfreude der Musiker unter Beweis. Instrumentale Soloeinlagen quittiert das Publikum mit begeistertem Zwischenapplaus. Melodien von George Gershwin, Stéphane Grappelli und Django Reinhardt waren zu hören - immer wieder Reinhardt, die Ikone dieser Musikrichtung, der wie kein anderer damit in Verbindung gebracht wird. Aber auch manche Eigenkomposition zauberte das Quartett aus dem Hut und überzeugte dabei ebenso, wie mit den Vorlagen der namhaften Komponisten auf dem Spielplan des Abends. Neben dem traditionellen Sinti-Swing bot das Ensemble auch französische Musik, lateinamerikanische Rhythmen und ungarische Folklore - von den Musikern mit Temperament und spielerischer Leichtigkeit vorgetragen. Aber auch die Momente voller Gefühl und Sentimentalität fehlen nicht. Hin und wieder gab es auch Gesangseinlagen wie zum Beispiel „All of me“, von Gerald Marks aus den 30er Jahren. Nello Weiss drückte mit markanter Stimme dem Klassiker seinen eigenen Stempel auf. Das Konzert war erneut ein Beweis dafür, wie abwechslungsreich sich diese Musikreihe entwickelt hat und mit welchem Gespür Brauhaus-Chef Wolfgang Kuchem dem Pirmasenser Musiksommer seinen Charakter gegeben hat.





RHEIN-NECKAR-ZEITUNG



23.September 2014



ER HAT DIE MANNSCHAFT MIT BLICKEN IM GRIFF“

DAS LULU WEISS ENSEMBLE BEENDETE DIE KONZERTREIHE „MUSIK IN HISTORISCHEN MAUERN“ MIT EINEM MITREISSENDEN, FAMILIÄREN AUFTRITT.


Neuzugang Sergio Parra (links) fügte sich mit seinem Sopransaxofon perfekt in das virtuose Spiel von Nello und Lulu Weiss an den Gitarren sowie Otmar Klein am Kontrabass (von links) ein. Die Freude der Vier an ihrer Musik übertrug sich direkt aufs Publikum. Der Rhythmus des Sinti-Swing, dem man sich kaum entziehen kann und der allein durch die perkussive Gitarrenbegleitung entsteht. „Unsere Stilistik beruht auf Spannung und Gegensätzen“, erklärt Otmar Klein zwischen klassischen Stücken aus dem „American Songbook“ und von französischen Chansons beeinflussten Kompositionen des „großen Lehrmeisters“ Django Reinhardt: So spielt etwa Parra nach Noten, während die anderen drei Musiker größtenteils improvisieren. Das funktioniert deshalb, weil Lulu Weiss „seine Mannschaft mit Blicken im Griff hat“, wie Würz am Schluss beeindruckt bemerkt. In der Tat dirigiert der Saarländer seine Bandkollegen mit einem schnellen Blick hier, einem Kopfnicken da. Auch dann noch, als er seinen Hocker nach der Pause spontan vor die Bühne stellt, weil eine Rückkopplung seiner Gitarre immer wieder ein unangenehmes Geräusch erzeugt - bis er weit genug vom Verstärker entfernt ist. Dass er dafür dem Publikum noch näher kommt, vertieft das familiäre Gefühl eines Wohnzimmerkonzerts. Zwischendurch verzaubert Nello Weiss die Zuhörer mit seiner sanften, eindringlichen Stimme, die direkt ins Herz geht. Als er ein berührendes Stück aus der Konzentrationslager-Tradition in Zigeunersprache singt, fällt Lulu spontan ein. Am Ende des Abends wirken alle erfüllt von der Präsenz und der Lebensfreude, die das Quartett auf die Bühne gebracht hat. Würz dankt dern musikalischen Leiter der Konzertreihe, Dr. Claus Canisius, und den Musikern, wobei er auf jeden Einzelnen persönlich eingeht. Und noch einmal Kleins Sorge entkräftet: „Sergio Parra hat die Geige nicht bloß ersetzt, sondern praktisch unnötig gemacht! “


Von Laura Geyer




HOCKENHEIMER TAGESZEITUNG


6.SEPTEMBER 2014


GIPSY-JAZZ UNTERM STERNENHIMMEL


PUMPWERK: LULU WEISS ENSEMBLE BEZAUBERT DIE BESUCHER DURCH SEINE UNBÄNDIGE SPIELFREUDE, FANTASIE UND ENERGIE


Wer denkt, Sinti-Swing braucht eine Geige, der irrt. Das Lulu Weiss Ensemble rund um den Landauer Ausnahmegitarristen liefert im Pumpwerk den Beweis. Der Lateinamerikaner Sergio Parra übernimmt mit seinem Saxofon den Part des traditionellen Sinti-Swing-Instruments und setzt musikalisch Akzente, die seine chilenische Herkunft nicht verleugnen. "Wir haben uns neu formiert und wollten das einfach mal ausprobieren", erzählt Kontrabassist Otmar Klein, aktiv seit über 30 Jahren in verschiedenen Bands und Projekten als Jazz- und Bluesmusiker. Er wie auch der Saxofonist Sergio Parra stießen neu zu dem Ensemble, das sich ganz in der Tradition des belgischen Gitarristen und Begründer des europäischen Jazz Django Reinhardt und seinem Quintett "Hot Club" sieht. Nello Weiss, ein Cousin Lulus an der Gitarre, komplettiert das Quartett. Gypsy-Jazz vom Feinsten hat die Truppe im Gepäck, ein quirliger, agiler Sound, tief in der traditionsreichen Musik der Sinti und Roma verwurzelt, mit Ausflügen in die französische Musette und die Rhythmen Lateinamerikas. Musikalisch geht es heiß her, kein Fuß unter den Stühlen bleibt still, immer wieder wird spontan applaudiert. Mit unbändiger Spielfreude, Fantasie und Energie weben Lulu und Nello Weiss einen Klangteppich, satt und kraftvoll. Otmar Klein klinkt sich ein, profunde und klar sein Bass, hin und wieder auch spielerisch, leichte, fast spontan anmutende Tonfolgen, aneinandergereiht wie Perlen. Ihm ebenbürtig krönt Sergio Parra mit einem ausdrucksstarken, entfesselten Saxofon-Spiel jedes Stück zum musikalischen Meisterwerk.

Standards gehören dazu

Da spielen die Künstler Jazzstandards wie George Gershwins "Crazy Rhythm", Ernie Burnetts "My Melancholy Baby" und "All of me", eine Komposition von Gerald Marks, die 1931 für eine kleine Revue im Fisher Theatre von Detroit entstand und sich zum Evergreen entwickelte. "Ganz viele Songs spielen wir aber von Django Reinhardt, aus seinem amerikanischen Songbook der 30er Jahre", erläutert Klein. Und ob das der Song mit dem sprechenden Titel "Schokolade" ist oder andere, sie scheinen dem Quartett zu passen wie eine zweite Haut. Virtuos Lulu und Nello Weiss an den Gitarren, die sich an dem ähnlichen Grundmuster dieser Songs abarbeiten als gebe es kein Morgen. Nur das Hier und Jetzt zählt, die Gitarren und die Künstler, welche auf ihnen spielen. Hervorragend ist das Quartett, wenn es Django Reinhardt nach Paris folgt, der sich dort natürlich musikalisch hat beeinflussen lassen. "La belle vie" und "Ich bin einsam heute Nacht" werden musikalisch durch den Reißwolf gedreht und präsentieren sich in völlig neuem Gewand. Auch mit dieser leichteren Muse entfesselt das Quartett Begeisterungsstürme. Nicht zuletzt sind es auch die Hommagen an Lateinamerika, mit denen sich das Ensemble tief vor ihrem Saxofonisten Sergio Parra verneigt, die dem Abend sein ganz eigenes Gepräge geben. Ob "La Gitane" von der aktuellen CD "Palatine Autumm", die "Noche d'amour" oder der schlichte Titel "Ricardo" - immer schlägt der Rhythmus ein wie eine Bombe. Nach mehr als zwei Stunden unterm leuchtenden Sternenhimmel auf der Pumpwerk-Bühne lässt das Lulu-Weiss-Ensemble seine Fans begeistert und atemlos zurück.



Von Elke Barker




DIE RHEINPFALZ


28. JULI 2014


ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE


DAS „LULU WEISS ENSEMBLE“ IST IN SEINEN VERSCHIEDENEN BESETZUNGEN SEIT JAHREN EIN GARANT FÜR SEELENVOLL GESPIELTEN ZIGEUNER-JAZZ IN UND ÜBER UNSERE REGION HINAUS.


Am Donnerstag spielte das Quartett bei Kuchems Sommermusik im Pirmasenser Neufferpark vor einem großen, sehr aufmerksamen Publikum. „Das ist völlig egal, schreib' einfach was du willst.“ Die Cousins Lulu und Nello Weiss, die beiden Gitarristen des Ensembles, machen sich absolut keinen Kopf darüber, ob es Zigeuner- Jazz, Sinti-Jazz, Gypsy-jazz oder Jazz-Manouche heißen darf. „Es ist dieselbe Musik und in jedem Land hat sie eben einen anderen Namen, fertig“, sagt Nello Weiss. Derart unbelastet von vermeintlichen politischen (Un)-Korrektheiten hat man es gleichwohl beim „Lulu Weiss Ensemble“ mit vier Musikern zu tun, die mit einem tiefen Verständnis für die Tradition von Django Reinhardt einen fein ausbalancierten Zigeuner-Jazz zwischen den Konventionen des Genres und geschmackvollen und stilsicheren Modernisierungen präsentieren. Das „Lulu Weiss Ensemble“ mit Lulu und Nello Weiss an den Gitarren, dem Sopransaxofonisten Sergio Parra (ursprünglich aus Chile) und dem Zweibrücker/Saarbrücker Kontrabassisten Otmar Klein macht in einigen entscheidenden Nuancen so manches anders als vergleichbare Combos, die sich dem traditionellen Django-Reinhardt-Swing verpflichtet fühlen. Zunächst gibt es nicht die strikte Trennung bei den Gitarristen, wer „La Pompe“ also die typische flotte Begleitung im „dub-cek, dub-cek, dub- cek, dub-cek“-Rhythmus spielt und wer die Solo-Gitarre führt. Lulu und Nello Weiss wechseln sich in den Aufgaben ab; Lulu Weiss spielt dabei die typische, allerdings neue, Selmer-Gitarre mit „petit bouche“, mit kleinem Schallloch also nach den ursprünglichen Entwürfen, des italienische Gitarrenbauers Mario Maccaferri aus den 40er jahren. Der perkussive, leicht mittige Klang ist soundprägend für die Musik. Nello Weiss vertraut auf eine elektrische Semi-Akustik-Gitarre mit kleinem Korpus, wie sie im Manouche seltener, im traditionellen Jazz aber eher Standard ist. Das bringt schon mal bedeutend mehr Farbe ins Spiel. Eingefahrene Wege verlässt man auch mit dem Sopran-Sax von Sergio Parra, der die Parts übernimmt, die sonst von der Violine gespielt würden. Auch das ist mehr als nur eine reizvolle klangliche Variante, sondern bringt substanziell andere musikalische Lösungen und Möglichkeiten zutage. Mehr noch sind die Gesangsbeiträge von Nello Weiss unter streng puristischen Gesichtspunkten eine bedeutende und willkommene Weiterung zum Hergebrachten. Auch Otmar Klein schmuggelt am Kontrabass subtil modernisierte Begleitfiguren in die Arrangements ein, die sehr für eine frische Auffassung der traditionellen Songstrukturen sorgt. Nimmt man dann noch dazu, dass sich neben dem kanonisierten Material wie „Minor Swing“, „lt Had To Be You“ „Joseph, Joseph“ (bei dem sich „Via Con Dios“ in „Don't Cry for Louie“ recht herzhaft bedient haben), auch Valse Musette und Latin-Nummern mit entschieden anderer Harmonik und zusätzlich Eigenkompositionen von Lulu und Nello Weiss im Programm finden, dann hat man alles zusammen, was man für einen spannungsreichen Konzertabend braucht: Schöne Melodien, flotte, ja virtuose Soli, interessante Klangfarben und vier Musiker, die mit unbändiger Freude bei der Sache sind. Nachdenkliches gibt es auch, das von Schnuckenack Reinhardt komponierte „Oletzdu gurgu“ (Romanes für „der allerletzte Sonntag“), das den Tod des Bruders im Nazi-KZ zum Thema hat. Erneut ein sehr anregender Konzertabend bei der Sommermusik im Neufferpark.


VON FRED G. SCHÜTZ






DIE RHEINPFALZ - KULTUR REGIONAL


23.MAI 2014


MELANCHOLIE UND LEBENSFREUDE

DAS LULU WEISS ENSEMBLE IM HOHENSTAUFENSAAL IN ANNWEILER


Feuriger Csardas, traditionelles fanzösisches Chanson, rassiger Flamenco, fröhlich eleganter Dreivierteltakt in der Valse Musette sowie treibende afroamekikanische Rhythmen, das ist die Mischung von Musikrichtungen, mit der Lulu Weiss seit Jahrzehnten mit Ensembles in unterschiedlichen Besetzungen die Freunde des so genannten Zigeunerswing begeistert. Am Freitagabend spielte das Lulu-Weiss Ensemble im Hohenstaufensaal in Annweiler. In der aktuellen Formation tourt er mit dem quasi Stammkontrabassisten Otmar Klein und seinem Cousin Nello Weiss an der Rhythmusgitarre durch Deutschland.Statt der traditionellen Geige einer Klarinette oder dem Akkordeon begleitet nun ein Tenorsaxofon die Saiteninstrumente. Der Chilene Sergio Parra ließ mit viel Gefühl, rasenden Fingern und bewundernswertem Lungenvolumen sein lnstrument von melancholischem Klagen bis hin zur jauchzenden Lebensfreude alle menschlichen Gefühle erzeugen. Und wenn die verbale Verständigung, welches Stück sie als nächstes spielen, nicht immer reibungslos funktionierte, so verstehen sich die Musiker im Spiel einwandfrei. Vollblut-Musiker wie Lulu und Nello Weiss brauchen keine Worte, um Melodien aufzunehmen. nahtlos fließend oder dezidiert perlend gezupft fortzuspinnen, weiterzugeben an das Saxofon oder den Kontrabass und wieder zum Anfang zurückzuführen. Ein Blick des Ensemble-Chefs in Richtung eines Kollegen genügte, um diesem zu signalisieren: Jetzt darfst du dich improvisierend solistisch ausleben. Otmar Klein sagte die Stücke an, ab und an ergänzte Parra die Erklärung. Nello Weiss gab die Rhythmen und hielt den Takt. um den der Kontrabassist ab und an rasende Läufe oder verträumte Linien legte. Mit leicht rauchiger sonorer Stimme schmeichelte er sich als Sänger in deutscher („Einsam wirst du sein“) französischer („La belle vie“) oder seiner Muttersprache Romanes in die Herzen der Zuhörer. Das ergreifend traurige Lied, das Sinti und Juden gemeinsam im Konzentrationslager komponiert haben, übersetzte Klein mit dem Titel: „Am letzten Sonntag“. Mit seiner Version des Chanson „Jesuis seul ce soir“ demonstriert das Ensemble eindrucksvoll, wie es traditionelle französische Liedkunst im Stil des 20er Jahre Swing interpretiert. Afrikanische Trommelrhythmen auf die Gtarre übertragen, das ist der Bossa, den das Lulu Weiss Ensemble in der Liebesnacht „Noce de amor“ zelebrierte. Mit dem „Valse Nello“ und dem „Lulu Valse“ liessen die beiden Gitarristen reinen Sinti-Jazz und eine Musette erklingen. die ebenso wie klassische „Zigeunerstücke“ wie „Galli Jaka“ oder „La Gitane“ keinen Fuss im Publikum still stehen ließen. Als Hommage an Django Reinhardt erklang mit „Crazy Rhythm“ der typische 1-6 2-5 Rhythmuswechsel in seiner lnterpretation und mit dem „Minor Swing“ der Django-Reinhardt Klassiker schlechthin.